Artefakte des EntwerfensSkizzieren, Zeichnen, Skripten, ModellierenForum Architekturwissenschaft,Bd. 4Hg.von Rikke Lyngsø Christensen, Ekkehard Drach, Lidia Gasperoni, Doris Hallama, Anna Katrine Hougaard und Ralf LiptauUniversitätsverlag der TU Berlin, 2020ISBN 978-3-7983-3091-7 (online)Gesamtpublikation auf demRepositorium der TU Berlin LinkISBN 978-3-7983-3090-0 (print)Die Druckpublikation kann direkt im Webshop des Universitätsverlages der TU Berlin bestellt werden Link
Inhalt
Vorwort
Anna HougaardSketch MapsZum Beitrag Link
Thomas H. SchmitzManuelle Handlungspraktiken im Entwurf. Eine methodologische Deutung von Alexander Cozens’ ‚Blot-Methode‘ als suggestive Schnittstelle zum Vorbewussten+Ausgehend von der These, dass Planung auch durch ihre Werkzeuge und Methoden bestimmt wird, fokussiert der hier vor- gestellte, im Kontext der Entwurfslehre entwickelte Ansatz manu- elle Handlungspraktiken in frühen, suchenden Entwurfsphasen, in denen man leitende Fragestellungen, Denkrichtungen und Deutungen von Projekten erstmalig identifiziert. Diese Praktiken werden als ein wortloses Denken-mit-dem-Körper beschrieben und der Deutung und Konzeptualisierung im Wort programma- tisch gegenübergestellt: Im Kontext präziser Fragestellungen und Basisdaten entsteht dann ein spielerisches und suggesti- ves Momentum des kreativen Zufalls, das das oft unerschlos- sene Reservoir des Unterbewussten, die vielen Erfahrungen, Erinnerungen und Ideen durch Assoziationen ins Bewusstsein und in den Zugriffsbereich der Bearbeitung und des Diskurses holt. Dieser Ansatz steht in einer historischen Folge empirischer Beobachtungen. Er wird hier anhand einzelner Beispiele aus der BildEntwurfs-Praxis des Lehrstuhls für Bildnerische Gestaltung an der RWTH Aachen und im Zusammenhang mit Alexander Cozens’ (1717–1786) Blot-Methode betrachtet, die dezidiert als eine methodische Strategie zur Entgrenzung von Routineabläufen durch die systematische Einbeziehung von Nichtintentionalität und Zufall in den künstlerischen Ideenfindungsprozess angelegt ist.Zum Beitrag Link
Anja B. NeuefeindDie Ästhetik des Beiläufigen. Diskursmaterial im Entwurf+Dieser Beitrag geht auf die Frage ein, wie Artefakte durch ihre ästhetischen Qualitäten den Entwurfsprozess beeinflussen, und stellt sie als epistemologische Instrumente vor. Wenn man vom Endergebnis einer Gestaltungsaufgabe den Weg zurück betrachtet, stellen Artefakte in dem Bearbeitungsprozess Wegmarken und Wendepunkte dar. Da das menschliche Denken, das entwerfende Denken, auf sehr unterschiedlichen Ebenen, außerhalb der Sprache und der Logik, non-linear und in unterschiedlichen Geschwindigkeiten stattfindet, können die Objekte, die hierbei im physischen dreidimensionalen Raum geformt und manifestiert werden, als „Neben“-Produkte eines explorierenden, suchenden, nicht zielgerichteten Verlaufs verstanden werden. Sie können gleichzeitig nebeneinanderstehen, sowohl im übertragenen, als auch im realen, räumlichen Sinne und bestehen aber auch als eigenständige Artefakte. Diese sinnlichen Transformationen von Gedanken ins Materielle sind wertvolle Erfahrungen im Prozess. Visionen und Vorstellungen können daran überprüft, verworfen oder erweitert werden. Sie sind Entgegnungen der Realität und ermöglichen die Reflexion auf uns selbst, auf unsere Selbstwahrnehmung als wahrnehmende Wesen. Sie sind Antworten auf Fragestellungen und Intentionen von sehr subjektivem Charakter, und aufgrund ihrer Einzigartigkeit nicht wiederholbar. Aus dem Kontext des Arbeitsvorgangs herausgenommen, sind sie zugleich Relikte eines Erkenntnisweges und ästhetische Verkörperungen des Immateriellen, von Ideen, Handlungen, Gedankengängen und Vermutungen. Gezeigt wird hier eine exemplarische Auswahl an Arbeiten – Skizzenbuch, Materialstudien, Modell, die beiläufig entstanden sind bei der Bearbeitung von Fragen zu räumlichen Dimensionen von Farbe – von Studierenden der Architekturfakultät der RWTH Aachen.Zum Beitrag Link
Otto Paans and Ralf Pasel The Simulative Stance: An Essay on Architectural Design as Epistemic EnactmentZum Beitrag Link
Robin SchaeverbekeRevisiting the ‘Extended Drawings’ series. Reflecting on indeterminate explorative processesZum Beitrag Link
Marc PfaffPoietische Medialität. Entwerfen und Erfinden als Weisen des Hervorbringens+Der Beitrag schlägt vor, das Entwerfen unter dem Oberbegriff ‚poietischer‘ Verfahren zu reflektieren und Prozeduren gegenüberzustellen, die sich in Verallgemeinerung einer Charakterisierung des Designtheoretikers John Christopher Jones ‚hand-werklich‘ nennen ließen. Man gewinnt dadurch eine umfassendere theoretische Perspektive, die es erlaubt, die neuzeitliche Auffassung vom Entwerfen als einem Vorgang der Invention historisch und systematisch zu relativieren, und die im gleichen Zuge Verfahrensweisen und Zusammenhänge zwischen Entwerfen und Herstellen in den Blick rücken könnte, denen bislang im Rahmen der entwurfswissenschaftlichen Forschung eher geringe Aufmerksamkeit zuteilwurde.Zum Beitrag Link
Heri&SalliWiener Gäste ZimmerZum Beitrag Link
Judith DoblerEntwurfspraktiken in der Experimentalphysik? Ein zeichnerisch-ethnografischer Laborrundgang+Der Beitrag unternimmt einen zeichnerisch-ethnografischen Rundgang durch ein Labor der Experimentalphysik und macht anhand zeichnerischer Artefakte die Verschränkung von naturwissenschaftlicher Laborarbeit und Entwurfstätigkeit sichtbar. Die kollaborative Wissenspraktik des Zeichnens im Labor ist dabei von zentralem Interesse. Entlang fünf methodischer Verfahren des Zeichnens werden historische und aktuelle Relationen von Raum, Medien, Materialien und Körpern in visuellen Erkenntnisprozessen thematisiert. Das zeichnerische Forschen kann, so die Annahme, als eine praxeologische Methodik für die Entwurfswissenschaften und gestalterischen Disziplinen fruchtbar gemacht werden.Zum Beitrag Link
Charlott GreubThe production of artifacts as an important part of a transdisciplinary design process in teaching architectureZum Beitrag Link
Heidi Svenningsen KajitaDrawing & Writing Care+Social agendas of transformation and renovation projects place new demands on architects’ work to engage questions of site-bound use. To this matter, I demonstrate architectural ways of knowing users’ appreciation and care in the context of three Scandinavian large-scale housing estates from 1960-70s. This essay specifically concerns architectural drawing and writing techniques that are speculatively combined to reinterpret relationships between material and people’s daily life.Zum Beitrag Link
Guillaume Guerrier, Oscar Rommens and Marc SchoonderbeekOn Walking, Mapping and Drawing. The ‘Moon Walk Mapping’+This article presents the mapping of the Moon Walk as part of an ongoing research project by the B&T research group in which a number of walks that have changed the course of the history of mankind are investigated and mapped.Zum Beitrag Link
Sophia BanouDraw of a DrawingZum Beitrag Link
Samantha LynchEngaging Multiple Temporalities ‘Displacement Device’ SeriesZum Beitrag Link
Carolin StapenhorstMultidimensionale Arbeitsblätter+Können wir Skizzenblätter, die gemischte Systeme von Text- und Bildanteilen zeigen, als räumliche und zeitliche Verdichtung von Reflexionsmilieus verstehen? Wie wirkt sich die durch die räumliche Begrenzung des Blatts bedingte gleichzeitige Anwesenheit von Text und Bild aus, welche Wechselwirkungen entfalten sich? Diese Fragenstellungen führen zur Definition der ‚Multidimensionalen Arbeitsblätter‘, die als geeignetes Medium der Analyse von entwerferischen Denkprozessen verstanden werden. Anhand von fünf Beispielen wird beschrieben, wie durch dekompositorische Prozeduren Zeichnungsgenealogien sichtbar gemacht werden können, die intensive Auskunft über Entwurfshandlungen geben.Zum Beitrag Link
Teresa FankhänelOn the Translation of Architectural Media The Model Drawings for Liebman House+“On the Translation of Architectural Media: The Model Drawings for Liebman House” sketches out a brief history of architectural model drawings and their use in the translation of architectural media. The text is based on Teresa Fankhänel’s research on model making in the New York metropolitan area in the 20th century, and especially on the work of model maker Theodore Conrad. Using the example of one of the earliest preserved sets of model drawings in Conrad’s archive, the text analyzes their use in the making of the model for Liebman House by Edward Durell Stone.Zum Beitrag Link
Kirsten WagnerDie Fotografie als Entwurfsbild. Zur Entwurfspraxis des Instituts für Leichte Flächentragwerke+Die Fotografie, obwohl sie zu den bildmächtigen Entwurfswerkzeugen der Moderne gehört und als mediales Dispositiv in die computergestützte Modellierung architektonischer Körper und Räume eingegangen ist, spielt in der aktuellen Entwurfsforschung nur eine untergeordnete Rolle. Am Beispiel des Stuttgarter Instituts für Leichte Flächentragwerke von Frei Otto zeigt der Beitrag, dass die Fotografie und andere bildgebende Verfahren methodisch für die Entwurfspraxis herangezogen worden sind. In ihren ausdifferenzierten Gebrauchsweisen diente die Fotografie hierbei als antizipatorisches, operatives und generatives Entwurfsbild.Zum Beitrag Link
Sarine Waltenspül‚Qu’importe qui regarde?‘ Zu der Rolle und den Konsequenzen des ‚point-of-view‘ in architektonischen Modellsimulationen zwischen 1939 und 1990+Modelle haben eine lange Tradition in architektonischen Entwurfsprozessen. Doch nicht nur die Objekte selbst, sondern ihre Medialisierung in Form von Fotografien und Filmen gewinnt im 20. Jahrhundert an immenser Bedeutung. Im Fokus des Artikels stehen zwei optische Techniken (Periskop und Endoskop), mittels deren der Blick einer oder eines Betrachtenden im Modell simuliert wird, was wiederum anhand zwei exemplarischer Filme aufgezeigt wird: Das Wort aus Stein von Kurt Rupli, 1939, und Die Architekten von Peter Kahane, 1990. Über die technischen Bedingungen hin- aus werden diese Modellsimulationen daraufhin befragt, welche Konsequenzen mit dem im Modell simulierten Blick einhergehen.Zum Beitrag Link
Verena von BeckerathElemente des Wohnens: Haus Am HornZum Beitrag Link
Ralf LiptauSedimente der Praxis. Vom Nutzen einer artefakt-basierten Entwurfstheorie für die Architekturgeschichte+Eine Theorie des Entwerfens entsteht seit nunmehr gut zehn Jahren vor allem aus dem Kontext der Kultur- und Medienwissenschaften, der Wissenschaftstheorie und der eher praxisgeleiteten Architekturtheorie heraus, die ihren Ort in der Regel an Architekturfakultäten hat. Die ‚klassische‘ Architekturgeschichtsschreibung und die Entwurfstheorie scheinen hingegen bisher noch kaum im Austausch. Den Einstieg in den folgenden Beitrag bildet die Frage, auf welche Weise die Frage nach dem Entwerfen für die Architekturgeschichte produktiv sein könnte.Zum Beitrag Link
Dimitri Goldenberg und Elena DeshinovaErinnerung an die ZukunftZum Beitrag Link
Gert HasenhütlZeichnerisches Entwerfen. Probleme und Perspektiven+Wert und Funktion von (Hand-)Zeichnungen im Entwurf werden ausgehend vom Konzept des ‚zeichnerischen Entwerfens‘ unter- sucht, welches es auch ermöglicht den Paradigmenwechsel hin zum digitalen Entwurf genauer zu beschreiben. Die Diskrepanz zwischen einem ‚deskilling‘ klassischer manueller Kompetenzen – verbunden mit der Fähigkeit Zeichnen zu können –, und einem ‚re-skilling‘ von Körpertechniken – verbunden mit neuartigen Mensch-Maschine-Interaktionen steht dabei im Vordergrund. Ziel ist es, zu untersuchen, was das Konzept des ‚zeichnerischen Entwerfens‘ vor dem Hintergrund der Digitalisierung noch imstande ist zu leisten, und wo dessen Probleme und Perspektiven liegen.Zum Beitrag Link
Hans-Dieter NägelkeDie Kunst des WeglassensZum Beitrag Link
Sascha KöhlVerlorene Zeichnungen. Zu Medien und Methoden des gotischen Architekturentwurfs+Im 13. Jahrhundert gewann die Zeichnung eine neue Bedeutung im architektonischen Entwurfsprozess. An die Stelle vielfältiger, da in hohem Maße objekt-, material- und personengebundener, zudem sehr elementarer Zeichen-Praktiken trat eine systematisierte und regelhafte, überregional verbreitete Zeichen-Praxis. Dieser Beitrag widmet sich dieser neuen Zeichenpraxis – die nicht zuletzt in den monumentalen Baurissen aus Straßburg und Köln ihren Niederschlag fand – und fragt nach der Rolle des Zeichnens sowohl im Entwurfsverfahren der großen Kirchenbauten als auch in den Transferprozessen des gotischen Formenrepertoires in ganz Europa.Zum Beitrag Link
Peter Heinrich JahnAuswahl, Kombination und Transfer. Entwurfsvorlagen im frühneuzeitlichen Architekturentwurf – Überlegungen zu epistemischer Funktion und Operativität einer formgenerierenden Gattung von Artefakten des Entwerfens+Beim gemeinhin vorbildbasierten frühneuzeitlichen Architekturentwurf müssen neben den Entwurfsvisualisierungen auch diejenigen Medien zu den ‚Artefakten des Entwerfens‘ hinzugezählt werden, welche die in den Entwurf einzuarbeitenden Vorbilder vermitteln (kopierte Pläne, Kupferstiche, Reiseskizzen etc.). Diese sind als ,Entwurfsvorlagen‘ zu bezeichnen, ein mit deren Hilfe ins Werk gesetzter Entwurfsprozess als ,vorlagenbasiertes Entwerfen‘. Die Operativität von Entwurfsvorlagen folgt den Schritten der Auswahl, der Kombination und des Transfers, mit der Synthese als Entwurfsziel. Diese Praktiken wiederum sind den in der Frühen Neuzeit ausgeübten epistemischen beziehungsweise rhetorischen Verfahren der Eklektik, der Topik und der Imitatio Auctorum mehr oder weniger gemein.Zum Beitrag Link
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